Beleuchtung und Erleuchtung, Pater Jean-Sébastien Charrière
LED-Licht im Barock, Interview mit Abt Urban Federer
Lichtszenarien Klosterplatz und Klosterkirche
Schaufassade und Amberachse
Weihnachtskuppel mit Laterne
Mauritiusreliquiar
Chor und Gnadenkapelle
Dämmerungskontemplation
Veranstalter
Lukasgesellschaft für Kunst und Kirche
Konzept, Realisation, Moderation
Peter Diem
Lichttechnik
Pater Philipp Steiner
Gnadenkapelle
LED-Licht im Barock Interview mit Abt Urban Federer
LED-Licht im Barock: Interview mit Abt Urban Federer
Beleuchtung und Erleuchtung Referat von Pater Jean-Sébastien Charrière
Beleuchtung und Erleuchtung: Referat von Pater Jean-Sébastien Charrière
Im Wirkungsraum des Lichts Referat von Peter Diem
Im Wirkungsraum des Lichts: Referat von Peter Diem
Mit freundlicher Unterstützung von
Abt Urban Federer, Vorsteher Kloster Einsiedeln
Pater Jean-Sébastien Charrière, Kloster Einsiedeln
Pater Philipp Steiner, Kloster Einsiedeln
Heino von Prondzynski, Präsident Freunde des Klosters Einsiedeln
Matthias Berger, Präsident Lukasgesellschaft Kunst und Kirche
Licht im sakralen Raum
Ein Bericht von Matthias Berger
Präsident Lukasgesellschaft für Kunst und Kirche
Mit der neuen LED-Beleuchtung sind Lichtszenarien möglich geworden, die es in der gut 1000-jährigen Geschichte bisher nie gegeben hat. Was waren die Überlegungen hinter der Neuerung? Welches sind die ästhetischen, liturgischen und theologischen Implikationen? Solchen Fragen ging der Anlass nach, für den auch der Verein Sakrallandschaft Innerschweiz geworben hatte. SSL-Mitglied und Künstler Peter Diem hatte ihn in Absprache mit dem Vorstand und zusammen mit der Klostergemeinschaft konzipiert, organisiert und moderiert.
Licht, Sakralität und die Technikaffinität des Barock
Peter Diems einführendes Referat ging von verschiedenen Erfahrungen aus, in denen der Künstler unterschiedliche Lichtqualitäten erlebt hat. Zwei Aspekte hob Diem besonders hervor: Intensive, als sakral empfundene Lichterfahrungen werden meist in der Nähe zur Dunkelheit gemacht. Es ist nicht das helle Licht, sondern das geheimnisvoll im Dunkel leuchtende, das Menschen berührt. Und: Die Sakralität des Lichts ist nicht an Sakralräume gebunden.
Pater Jean-Sébastien Charrière referierte theologische Aspekte. Unter anderem wies er darauf hin, dass die indogermanischen Wurzeln des lateinischen Wortes für Gott, Deus, „Leuchten, Strahlkraft, Licht“ bedeuten. Die Verbindung mit dem Licht ist in unserem Kulturraum gewissermassen im Gottesbegriff selbst angelegt.
Der Abt der Klostergemeinschaft, Urban Federer, erläuterte im Interview mit Peter Diem die Entstehungsgeschichte der neuen Beleuchtung, die interessanterweise ihren Anfang anlässlich eines Kunstereignisses nahm: Das Origen Festival 2011 wurde mit einer Aufführung von Bachs h-Moll-Messe in der Klosterkirche eröffnet. Dabei spielte man mit unterschiedlichen Lichtszenarien, was den damaligen Dekan Urban motivierte, die längst fällige Modernisierung der Kirchenbeleuchtung anzugehen. Fragen warf dabei die Tatsache auf, dass mit der LED-Technik Details der Architektur erkennbar würden, deren Sichtbarkeit ursprünglich nicht beabsichtigt war. Ist es angemessen, diese Absicht zu unterlaufen? Urbans Antwort: Der Barock hat die technischen Möglichkeiten seiner Zeit bewusst genutzt. Zudem liebte er das Theatralische und Spielerische. Von daher kann das neue Lichtkonzept als Weiterführung im Sinne des Barock verstanden werden.
Beleuchtungsszenarien und ihre Wirkung
Nach dem Referatsteil begaben sich die Teilnehmenden auf den Klosterplatz und danach in die Kirche, um verschiedene Beleuchtungsszenarien zu erfahren und zu erörtern. Besonders eindrücklich wirkt die sogenannte "Amber-Achse“: Entlang einer Achse vom Marienbrunnen auf dem Platz bis zum Chor in der Kirche werden nur wenige Objekte mit dem warmen, an Bernstein gemahnenden Amberlicht beleuchtet. Stark, wie einem dabei ein Weg in und durch die Kirche hindurch zum Altar gewiesen wird – und damit nach Osten, der Richtung der aufgehenden Sonne, des Symbols der Auferstehung.
Ein anderes Raumerleben ergibt sich bei der Beleuchtung der Seitenaltäre. Der Blick wird nicht mehr nach oben gezogen, die Horizontale des Raumes wird nun erlebt, und natürlich auch die Inszenierungen der Heiligen, die an den Altären verehrt werden.
Die Begehung endete vor der Gnadenkapelle mit der Schwarzen Madonna. Eindrücklich, über wie viel inhärente Strahlkraft das Gold um die Marienfigur herum verfügt. Es bedarf nur geringer Beleuchtung.
Einmaliges Erlebnis: Dämmerungsmeditation
Der letzte Teil des Abends war ein im wahrsten Sinn des Wortes einmaliges Erlebnis. Zum ersten Mal in der Geschichte des Klosters konnten die Anwesenden nach der Schliessung der Kirche in einer gut zehnminütigen schweigenden Meditation erleben, wie sich der Raum veränderte, während das Licht stufenweise von der hellsten Beleuchtungsvariante zur absoluten Dunkelheit hinunter geschaltet wurde. Schlicht und einfach ergreifend.